Historische Gebäude in Eisenach: Hellgrevenhof
Der Hellgrevenhof gehört zu den ältesten Profanbauten Eisenachs. Der lange Zeit im
Besitz der angesehenen und wohlhabenden Familie Hellgreve befindliche Lehnshof lag
strategisch günstig direkt an der historischen Stadtmauer, deren Reste bis heute
erhalten sind. Einer sagenhaften Überlieferung zufolge sollen Heinrich von Ofterdingen
und Meister Klingsor, beide prägenden Gestalten der "Sängerkriegssage", hier genächtigt
haben. Bei einem Blick in die Sterne, vor der Herberge stehend, so die Sage, habe
Klingsor die Geburt der heiligen Elisabeth geweissagt.
Zum Hof gehörten das Gebäude Georgenstraße 43, in dem sich heute das "Wartburgradio
96,5" befindet, mit dem Seitenflügel - heute eine Herberge -, die Scheune, als Gaststätte
"Storchenturm" genutzt, sowie die Kemenate. Kemenaten sind aus regellos geschichteten
Steinen errichtete Häuser, die Wohn- und Lagerzwecken dienten. Von wohl ursprünglich
vier Kemenaten in der Stadt existiert heute nur noch diese eine.
Ihre Ursprünge reichen in das 13. Jahrhundert zurück. Der Bau in seiner heutigen
Gestalt entstand im 16./17. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert leicht verändert.
Das erste Obergeschoss enthält Wandmalereien aus der Zeit der Renaissance.
Das ebenfalls zum Komplex Hellgrevenhof gehörende Gebäude Georgenstraße 43 wurde
1572 unter Verwendung älterer Hölzer errichtet. Die Tordurchfahrt entstand durch
Schließen der Lücke zwischen den Häusern Georgenstraße 43 und 45. Der Kern der letztgenannten
Hauses datiert um 1470 und enthält barocke Einbauten, wie eine Treppenanlage oder
eine Ofennische, die im Zuge der Sanierung erhalten wurden.
Hatte man noch zum Ende der 1920er Jahre erwogen, den Komplex wegen vermeintlicher
historischer Wertlosigkeit zu Gunsten eines geplanten Hochhauses abzureißen, entschloss
man sich in den 1990er Jahre zur umfassenden Sanierung und Umgestaltung für die Zwecke
einer modernen Stadtbibliothek. Sie wurde zwischen 1998 und 2001 realisiert. Dabei
entstand ein modernen Zwischenbau aus Stahl, Glas und Beton, der, unter Aufnahme
funktionaler Einrichtungen (Technik, Lager, Sanitär), das Haus Georgenstraße 45 mit
der Kemenate verbindet und so den Kern der neuen Stadtbibliothek bildet, welche Ende
Januar 2002 der Bevölkerung zu Nutzung übergeben werden konnte.
Historische Gebäude in Eisenach: Stadtschloß
Die Nordseite des Eisenacher Marktplatzes wird dominiert von der Fassade des Stadtschlosses.
Es war ein "Trotzbau". Zunächst hatten die Eisenacher Herzöge ihre Residenz an der
südlichen Seite des Marktes, auf de Esplanade: die sogenannten Alte Residenz. Davon
zu sehen sind heute nur noch der Turm sowie Teile des Creuznacher Hauses. Nach dem
Tod des Herzogs Wilhelm Heinrich (1741) fiel das Herzogtum Sachsen-Eisenach an Sachsen-Weimar.
Der nun in Eisenach regierende Ernst August empfand das Verhalten der Erben des verstorbenen
Wilhelm Ernst, die die Alte Residenz vollständig, einschließlich kostbarer Tapeten,
ausräumen ließen, als Demütigung und befahl deshalb, die Gebäude niederzureißen.
1742 ordnete er einen Neubau an der Nordseite des Marktes an. Die hier befindlichen
Bürgerhäuser wurden aufgekauft und niedergelegt. Deren Fundamente und Teile der Steine
fanden Verwendung beim Bau des neuen Schlosses. Der Weimarische Landbaumeister Gottfried
Heinrich Krohne hatte die Bauleitung inne und immer wieder mit Schwierigkeiten bei
der Ausführung zu kämpfen. Seit 1745 wurde der Bau bewohnt, doch bis 1756 dauerten
die "Nachbesserungsarbeiten" an.
1748 verlor Eisenach schließlich seinen Status als Hauptresidenz und das Schloss
seine "Dauerbewohner". Fortan wurde es nur noch sporadisch genutzt, u.a. zwischen
1848 und 1857, als die Herzogin von Orleans, geflohen vor der Französischen Revolution
1848, hier mit ihren beiden Söhnen weilte.
Seit 1922/23 befindet sich der Gebäudekomplex im Eigentum der Stadt Eisenach. Er
wird seit dem für Zwecke der Verwaltung sowie für die Unterbringung des Thüringer
Museums genutzt. Die einstige Vier-Flügel-Anlage ist heute nicht mehr komplett. Den
Ost-Flügel hat man im Zuge umfangreicher Sanierungen in den Jahren 1934/35, als auch
die früher vorhanden Durchfahrt durch den Nordflügel beseitigt wurde, abgerissen.
Zwischen 1955 und 1979 kam es immer wieder zu Instandsetzungsarbeiten im Inneren
und Äußeren des Schlosses. Im Jahr 1991 begann schließlich eine Gesamtrestaurierung,
die jedoch mit der Fertigstellung des Marstalles, der das Erdgeschoss des Westflügels
bildet, 2001 erst einen teilweisen Abschluss fand. Zur Zeit nutzen das Kulturamt,
das Thüringer Museum sowie das Stadtarchiv Eisenach den Baukomplex, dessen Besonderheit
darin besteht, dass er ein "echtes Stadtschloss", also inmitten der Stadt liegend
und nicht etwa auf einem Hügel darüber thronend, ist.
Die Gesamtanlage des spätbarocken Baus ist schlicht. Ungewöhnlich aufwendig sind
lediglich der Marstall sowie der 120 Quadratmeter, über zwei Geschosse reichende,
im Nordflügel befindliche Festsaal (auch Rokokosaal - zur Zeit nicht zu besichtigen)
gestaltet. Die Fassade des den Bau beherrschenden Südflügels war ursprünglich in
spätbarocker Weise reicher verziert, wurde jedoch später, dem klassizistischen Zeitgeschmack
folgend, umgestaltet. Drei Toreinfahrten prägen die klar gegliederte Fassade, an
der sich zwei Erinnerungstafeln befindet. Sie weisen auf den Aufenthalt der Herzogin
von Orleans sowie den Besuch Goethes, Charlotte von Steins und Luise von Göchhausens
in diesem Gebäude hin.
Historische Gebäude in Eisenach:
Eisenacher Rathaus
An der Nord-Ost-Ecke des Marktplatzes, sowohl gegen Osten, wie auch gegen Süden von
moderner Architektur flankiert, steht ein schlichter Renaissancebau, von nicht unwesentlicher
Bedeutung für Eisenach: das Rathaus. Der dreigeschossige Bau ist betont horizontal
gegliedert und bekundet wohltuendes Gleichmaß, weitgehenden Symmetrie und Ruhe. Der
die Marktfront prägende, hervortretende Uhrturm ist wahrscheinlich erst beim Umbau
1564 hinzugekommen. Die Reliefs am Unterbau des Turmes stammen ohne Zweifel vom Stadtbaumeister
Hans Leonhard, dessen Wirken auch am Lutherhaus sowie am Creutznacher Haus nachzuweisen
ist.
Das Haus wurde zunächst als städtischer Weinkeller genutzt, in welchem allerdings
auch schon zu dieser Zeit bestimmte Ratshandlungen vollzogen worden sind. Insofern
lag es nahe, dass der Herzog Johann Ernst von Sachsen-Eisenach 1596 gerade jenen
Bau dem Eisenacher Rat als künftiges Rathaus zuwies. Das bisherige Amtshaus beanspruchte
der seine Residenz von Marksuhl nach Eisenach verlegende Herzog für die fürstliche
Kanzlei. Dieses Gebäude steht heute nicht mehr. Fortan also vollzogen sich alle Amtshandlungen
für die Eisenacher Bürgerschaft im neuen Rathaus, das allerdings schon von einem
Stadtbrand 1636 arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bis 1641 erfolgte der Wiederaufbau
in seiner heute zu sehenden Form. Im Jahre 1812 verband man das Rathaus mit der südlich
daneben liegenden Ratswaage zu einem Komplex. Später erwarb man auch die weiteren
südlich und östlich angrenzenden Gebäude mit dem Ziel, das gesamte Areal für einen
großdimensionierten Verwaltungsneubau zu nutzen. Doch daraus wurde nicht. Anglo-amerikanische
Bomben zerstörten im Februar 1945 genau jene neu erworbenen Gebäude. Wie durch ein
Wunder blieb das Rathaus aber erhalten. Seine Sanierung war 1949 abgeschlossen. Der
Bau stand nun vollkommen frei. An Stelle der zerstörten Gebäude wurde der Rathausgarten
eingerichtet, der aber nur einige Jahrzehnte Bestand hatte. 1993 begann eine Komplettsanierung
des Rathauses. Im Zuge dessen wurden auch die einst freien Flächen wieder bebaut.
Das alte Renaissancerathaus ist seit Juni 1996 Bestandteil eines Rathaus-Sparkassen-Baukomplexes
zwischen der Karlstraße und der Goldschmiedenstraße, der von der Wartburg-Sparkasse
sowie die Stadtverwaltung Eisenach genutzt wird. Dieser Komplex symbolisiert in eindrucksvoller
Weise die Symbiose zwischen alter Renaissancearchitektur und moderner Stahl-Glas-
und Beton-Bauweise.
Historische Gebäude in Eisenach:
Kirche St. Nikolai
An Eisenachs ältestem Platz befindet sich das wohl reizvollste bauliche Ensemble
der Stadt: Die Nikolaikirche mit dem Nikolaitorturm. Die Kirche entstand vermutlich
im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Die dreischiffige Basilika, deren Seitenschiffe
durch sich in typisch romanischer Art abwechselnde Pfeiler und Rundsäulen abgegrenzt
werden, bildet ein wertvolles Denkmal der Spätromanik. Vermutlich ist sie durch den
Landgrafen Ludwig III., der von 1172 bis 1190 regierte, erbaut worden. Er gab die
Pfarrei der Kirche den Benediktinernonnen und nahm sie unter seinen Schutz.
Der geistliche Bau, der im Verlauf des Bauernkriegs (1524/1525) geplündert wurde,
besaß noch 1506 etwa zehn Altäre. Um 1555 fand der erste evangelische Gottesdienst
in seinen Mauern statt. In der Folgezeit geriet die Kirche in Verfall, wurde aber
immer wieder, manchmal auch mittels Spenden wohlhabender Bürger, restauriert, so
etwa 1611 bis 1622, als im Inneren vieles vom ursprünglichen Charakter verändert
wurde. Die umfassendste Sanierung erfuhr das Haus in den Jahren 1886/87, als man
unter der Leitung des Baurates Prof. Hubert Stier, den Idealen der Zeit folgend,
in möglichst akademischer Stilreinheit die romanischen Formen der Außenfassade von
Schiff und Turm wiederherstellte. Im Inneren erfolgte eine Ausmalung in den romanisierenden
Farben des 19. Jahrhunderts, die jedoch im Zuge einer erneuten Sanierung zwischen
1968 und 1971, wieder entfernt wurde.
Ein geschnitzter Altar aus der Zeit um 1500 sowie ein Kruzifix aus Bronze, welches
der Mihlaer Künstler Eckehardt Mater 1973 schuf, zieren den Innenraum ebenso wie
ein ganze Anzahl von Grabplatten bedeutender Eisenacher Bürger, die auf dem einst
zur Kirche gehörigen Friedhof beerdigt worden sind.
Eine Besonderheit der Kirche besteht in dem von Hand zu betätigenden Glockenspiel.
Die Glocken und das Glockenspiel wurden 2002 restauriert. Neben Gottesdiensten finden
in der Kirche auf Grund der guten Akustik nicht selten auch Konzerte statt.
Historische Gebäude in Eisenach:
Kirche St. Georgen
Zu den ältesten Kirchen Eisenachs gehört die Hauptkirche St. Georgen inmitten der
Stadt auf dem Marktplatz. Wohl zwischen 1182 und 1188 liegt der Baubeginn für das
erste Kirchengbäude, das in seiner Ursprungsgestalt aber nicht mehr erhalten ist.
Die urkundliche Ersterwähnung des Gotteshauses ist mit einem Rechtsakt verbunden,
den der Graf Ludwig von Wartberg im Jahr 1196 unter dem Dach der Kirche vollzog.
Der seit 1515 umgestaltete Bau wurde im Zuge des Bauernkrieges 1525 arg verwüstet,
so dass sich 1560/61 erneute Baumaßnahmen notwendig machten. Unter anderem baute
man die beiden ersten Emporen bei dieser Gelegenheit ein. Anstelle der 21 Vicarien,
die die Kirche vor der Reformation besaß, gab es nun nur noch einen Altar. Die Georgenkirche
war eine der frühen reformierten Kirchen Thüringens. Immer wieder folgten nun kleinere
Um- und Ausbauten. Unter anderem baute man unter Anleitung Johann Christoph Bachs
1695 bis 1698 eine neue Orgel des berühmten Baumeisters Georg Christoph Sterzing
ein. Johann Christoph Bach war der Onkel des wohl berühmtesten Täuflings, den die
Kirche je gesehen hat: Johann Sebastian Bach wurde hier am 23. März 1685 getauft.
Immer wieder gab es Klagen über den maroden Zustand der Kirche, und bei jeder Restaurierung
erfolgten bauliche Neuerungen. So errichtete man 1717 die vierte Empore. Die einschneidendste
Veränderung gab es 1898 bis 1902, als die Zahl der Emporen wieder auf drei reduziert,
die mit Pilastern geschmückte Vorhalle an der Westseite sowie der 62 Meter hohe Turm
an der Nordwestecke errichtet wurden.
Zu den zahlreichen bauhistorischen Besonderheiten der Kirche gehören u.a. die Grabsteine
der Thüringer Landgrafen, die sich hinter dem Altar befinden, die geschnitzte Kanzel,
das Castries-Epitaph, welche einer Emigrantin der französischen Revolution 1792 zu
verdanken ist, sowie das Bachdenkmal, geschaffen von Paul Birr, in der Vorhalle der
Kirche.
Bedeutende Personen und Ereignisse sind mit der Geschichte des Hauses verbunden.
Hier heiratete die später heilig gesprochene Elisabeth von Ungarn den Thüringer Landgrafen
Ludwig IV., Martin Luther stand als Kurrendesänger auf der Empore, Bach wurde hier
getauft, und fast 130 Jahre besetzten Angehörige dieser bedeutenden Musikerfamilie
die Orgelbank zu St. Georgen. 1817 vollzogen die Teilnehmer des Burschenschaftstreffens
hier einen Gottesdienst. Ein Liste, die sich beliebig fortsetzen ließe. Das Jahr
2002 bezeichnet den Beginn einer erneuten Sanierung der Hauptkirche Eisenachs, an
deren nördlicher Außenwand zwei Gedenktafeln an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
sowie an die Opfer von Krieg und Gewalt der Jahre 1933-1945 erinnern.
In neugotischem Stil errichtet, steht die katholische Elisabethkirche seit ihrer
Einweihung am 8. September 1888 an der Sophienstraße.
Die Reformation hatte der katholischen Kirchentradition in Eisenach für mehr als
300 Jahre ein Ende gesetzt. Erst 1844 entstand wieder eine neue katholische Gemeinde,
und weiterer 44 Jahre bedurfte es, ehe sie eine eigene Kirche erhielt. Die Wahl der
Namenspatronin, die Heilige Elisabeth, bedeutete ein bewußtes Anknüpfen an alte Traditionen.
Der Bau selbst folgte einem architektonischen Beispiel, nämlich jener großen Elisabethkirche,
die das Stadtbild Marburgs, wo Elisabeth ihre letzten Lebensjahre verbrachte, überragt.
Der Grundstein für den Bau, dessen Turm immerhin 42 Meter hoch ist, wurde am 6. Mai
1886 gelegt. Die Bauarbeiten nach den Plänen des Architekten Prof. Schneider von
der königlichen Akademie in Kassel führte die Eisenacher Baufirma Gustav Stein aus.
Immer wieder veränderte die Kirche im Verlauf ihres Bestehens durch Umbau ihr Inneres.
Die ursprünglichen farbigen Fenster waren durch den Krieg teilweise zerstört und
wurden im Zuge von Sanierungsarbeiten durch Butzenscheiben ersetzt. Bei der im Jahr
2002 vollendeten Restaurierung baute man wiederum neue Fenster ein, die sich stärker
am historischen Vorbild der ursprünglichen orientieren.
Der Flügelaltar im Inneren ist kein einheitliches Werk. Die Figuren stammen teils
aus dem späten Mittelalter, während die gemalten Heiligenbilder dem 19. Jahrhundert
zuzuordnen sind. Die links neben dem Hauptaltar befindliche Elisabethkapelle beherbergt
eine Plastik der Heiligen, die, von einem Holzschnitzer aus der Rhön gefertigt, zum
700. Todestag der Namenspatronin im Zuge des Thüringer Katholikentages 1931 aufgestellt
wurde.
Die grundlegenden Umgestaltung der Kirche, die auch der Liturgiereform des zweiten
vatikanischen Konzils gerecht werden mußte, erfolgte 1965. Im Jahr 1972 erhielt das
Haus eine neue Orgel. Im Vorfeld der 100. Kirchweihjubiläums 1988 erhielt die Elisabethkirche
außen einen neuen Anstrich und wurde auch innen renoviert. Eine erneute und umfassende
Gesamtsanierung des Gebäudes sowohl innen als auch außen wurde zwischen 2000 und
2002 realisiert
Historische Gebäude in Eisenach:
Kirche St. Elisabeth
Historische Gebäude in Eisenach:
Kirche St. Annen
Fast ein wenig unscheinbar, eingefügt in eine Häuserzeile, ist die Annenkirche auf
den ersten Blick gar nicht recht als Gotteshaus erkennbar. Dennoch gehört auch sie
zu den wichtigen Kirchen der Stadt. Zunächst Bestandteil eines Hospitals, welches
einer historischen Überlieferung zufolge gemeinsam mit der Kirche von der Heiligen
Elisabeth 1226 gegründet worden sein soll, entwickelte sie sich später zur Gemeindekirche
für die westliche Vorstadt Eisenachs. Um 1500 befanden sich mindestens drei Altäre
in diesem Gotteshaus. Auch nach der Reformation nutzte man die Kirche für religiöse
Zwecke. Sowohl die Insassen des Hospitals als auch die Anwohnerschaft gingen hier
zur Predigt.
Umbauarbeiten sind für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) belegt, als
man vermutlich die Empore einbaute. Der Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach
(1741-1748) bestimmte sie im Jahr 1743 zur Garnisonskirche und ließ sie deshalb mit
zwei Emporen neu einrichten. Bereits ein Jahrhundert zuvor ist belegt, dass drei
namhafte Rektoren der Eisenacher Lateinschule hier beerdigt worden sind. Eine verweltlichte
Phase durchlebte das Gotteshaus, als es im Zuge des Siebenjährigen Krieges (1756-1763)
durch französische Truppen zu einem Versorgungsmagazin umfunktioniert wurde, und
1760 bezogen hier sächsische Militärs ihr Winterquartier.
Das alte Hospitalgebäude wurde 1907 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, während
man die Kirche 1938 und 1965 teilweise sanierte. Eine neue Orgel erhielt das Haus
1974. Die Kirche, in der neben Gottesdiensten auch kleinere Konzerte stattfinden,
beging 2001 ihr 775jähriges Gründungsjubiläum.
Historische Gebäude in Eisenach:
Creutznacher Haus
Zu den architektonisch auffallenden Gebäuden am Eisenacher Marktplatz gehört das
Creutznacher Haus, dessen imposanter Giebel die Südost-Ecke des Platzes prägt. Der
Überlieferung nach wurde das Haus 1539 erstmals erwähnt. Es ist nicht sicher, ob
es zu dieser Zeit erbaut oder nur durch den Kaufmann Cuntz Creutznacher erworben
wurde. Die Bauformen lassen jedoch auf eine Entstehung zu dieser Zeit schließen.
Es ist ein typisches Bürgerhaus der Zeit. Über die aus Stein gemauerten Keller, Erdgeschoss
und Zwischengeschoss erheben sich weitere Etagen im Fachwerkstil, der durch geschwungene
Andreaskreuze geprägt ist. Das Fachwerk war lange Zeit verputzt und wurde erst während
der Restaurierung 1885 freigelegt. Zum Creutznacher Haus gehörten Geschäftsräume,
Wohnräume sowie große Bodenräume, die als Lager genutzt wurden. Die Durchfahrt zu
Innenhof bildete die zu einen typischen Renaissance-Kaufhaus gehörige große Diele.
Marktseitig ist sie verziert durch ein imposantes Renaissance-Portal, welches 1559
an Stelle der älteren Einfahrt errichtet wurde. Seine Bauformen lassen die Hand des
Stadtbaumeisters Hans Leonhardt, Gestalter des Lutherhauses und des Rathauses, erkennen.
Um 1600 erwarb der Herzog Johann Ernst (1596-1638, Regierungszeit) von Sachsen-Eisenach
das Gebäude, um es in seine Residenz auf der Esplanade zu integrieren, die die gesamte
Breite des Raumes südlich des Marktes umfasste. Dynastische Streitigkeiten veranlassten
einen späteren Herzog dazu, diese Residenz um 1742, zumindest teilweise, schleifen
zu lassen. Das Residenzhaus blieb davon allerdings verschont. Stattdessen wurde der
Bau fortan für Verwaltungszwecke genutzt und aus diesem Grund mehrfach, u.a. 1779
durch den Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, umgebaut. Das Haus beherbergte
über lange Zeit Finanz- und Justizbehörden des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach
bzw. des Landes Thüringen. In den 1930er Jahren erwog man, die um 1880 gegründete,
heute nicht mehr bestehende, Carl-Alexander-Bibliothek, hier unterzubringen. Durch
Bombeneinwirkung wurde der Gebäudekomplex während des Zweiten Weltkriegs teilweise
in Mitleidenschaft gezogen. Vor 1990 befanden sich die Verwaltungsräume des VEB Kraftverkehr
an diesem Platz.
Seit 2002 erfolgte eine grundlegende Sanierung des Gebäudes.