Die Nordseite des Eisenacher Marktplatzes wird dominiert von der Fassade des Stadtschlosses.
Es war ein "Trotzbau". Zunächst hatten die Eisenacher Herzöge ihre Residenz an der
südlichen Seite des Marktes, auf de Esplanade: die sogenannten Alte Residenz.. Davon
zu sehen sind heute nur noch der Turm sowie Teile des Creuznacher Hauses. Nach dem
Tod des Herzogs Wilhelm Heinrich (1741) fiel das Herzogtum Sachsen-Eisenach an Sachsen-Weimar.
Der nun in Eisenach regierende Ernst August empfand das Verhalten der Erben des verstorbenen
Wilhelm Ernst, die die Alte Residenz vollständig, einschließlich kostbarer Tapeten,
ausräumen ließen, als Demütigung und befahl deshalb, die Gebäude niederzureißen.
1742 ordnete er einen Neubau an der Nordseite des Marktes an. Die hier befindlichen
Bürgerhäuser wurden aufgekauft und niedergelegt. Deren Fundamente und Teile der Steine
fanden Verwendung beim Bau des neuen Schlosses. Der Weimarische Landbaumeister Gottfried
Heinrich Krohne hatte die Bauleitung inne und immer wieder mit Schwierigkeiten bei
der Ausführung zu kämpfen. Seit 1745 wurde der Bau bewohnt, doch bis 1756 dauerten
die "Nachbesserungsarbeiten" an.
1748 verlor Eisenach schließlich seinen Status als Hauptresidenz und das Schloss
seine "Dauerbewohner". Fortan wurde es nur noch sporadisch genutzt, u.a. zwischen
1848 und 1857, als die Herzogin von Orleans, geflohen vor der Französischen Revolution
1848, hier mit ihren beiden Söhnen weilte.
Seit 1922/23 befindet sich der Gebäudekomplex im Eigentum der Stadt Eisenach. Er
wird seit dem für Zwecke der Verwaltung sowie für die Unterbringung des Thüringer
Museums genutzt. Die einstige Vier-Flügel-Anlage ist heute nicht mehr komplett. Den
Ost-Flügel hat man im Zuge umfangreicher Sanierungen in den Jahren 1934/35, als auch
die früher vorhanden Durchfahrt durch den Nordflügel beseitigt wurde, abgerissen.
Zwischen 1955 und 1979 kam es immer wieder zu Instandsetzungsarbeiten im Inneren
und Äußeren des Schlosses. Im Jahr 1991 begann schließlich eine Gesamtrestaurierung,
die jedoch mit der Fertigstellung des Marstalles, der das Erdgeschoss des Westflügels
bildet, 2001 erst einen teilweisen Abschluss fand. Zur Zeit nutzen das Kulturamt,
das Thüringer Museum sowie das Stadtarchiv Eisenach den Baukomplex, dessen Besonderheit
darin besteht, dass er ein "echtes Stadtschloss", also inmitten der Stadt liegend
und nicht etwa auf einem Hügel darüber thronend, ist.
Die Gesamtanlage des spätbarocken Baus ist schlicht. Ungewöhnlich aufwendig sind
lediglich der Marstall sowie der 120 Quadratmeter, über zwei Geschosse reichende,
im Nordflügel befindliche Festsaal (auch Rokokosaal - zur Zeit nicht zu besichtigen)
gestaltet. Die Fassade des den Bau beherrschenden Südflügels war ursprünglich in
spätbarocker Weise reicher verziert, wurde jedoch später, dem klassizistischen Zeitgeschmack
folgend, umgestaltet. Drei Toreinfahrten prägen die klar gegliederte Fassade, an
der sich zwei Erinnerungstafeln befindet. Sie weisen auf den Aufenthalt der Herzogin
von Orleans sowie den Besuch Goethes, Charlotte von Steins und Luise von Göchhausens
in diesem Gebäude hin.