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Bei der jüngsten Veranstaltung des Eisenacher Geschichtsvereins (am Montag, 5.09.2011) ging der Referent Ralf-Roland Schmidt-Cotta dieser spannenden Frage nach.

Dieser lang ersehnte Vortrag in der Predigerkirche wurde gut besucht - ist der Referent doch ein direkter Nachfahre der Eisenacher Kaufmannsfrau Ursula Cotta. Seine 15-fache Urgroßmutter war es, die den jungen Martin Luther während seiner Eisenacher Schulzeit (1498 - 1501) "um seines herzlichen Singens und Betens willen" freundlich bei sich aufnahm.


In seinen interessanten Ausführungen, die vielen Zuhörern oft ein verschmitztes Lächeln entlockte, spannte er einen Bogen von den alten Römern, über einen Mailänder Bischof bis hin zur bekannten Verlegerfamilie Cotta aus Tübingen mit Wurzeln in Sachsen.

Ein gemeinsamer Stammbaum des erfolgreichen und dreifach geadelten Verlegers der Klassik Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832) und den Thüringer und Römer Cotta gilt jedoch als widerlegt, was Forschungen im 20. Jhd. ergeben haben!

Das älteste Werk über die Geschichte der Familie Cotta erschien 1694 in Gießen und wurde von Christian Franz Paullini, dem aus Eisenach stammenden Universalgelehrten des Barock, verfasst. Seine dekorative und kreative Auffassung von Geschichtsschreibung machte ab dem 19. Jahrhundert den Historikern viel zu schaffen. War es vielleicht ein Auftragswerk? Paullini scheint jedenfalls alle Register gezogen zu haben, um seine Heimatstadt Eisenach und die Cottas im hellsten Licht erstrahlen zu lassen.


In Wirklichkeit sind die Thüringer Cotta von einer osthessischen Familie namens Kotte abzuleiten. Sprachlich hängt das mit "Kate", "Kote", "Kotte" und "Kotten" - also Haus oder Häuschen zusammen.

"Also keine römischen Generäle und lombardischen Bischof, aber altdeutsche Siedler unter unseren Vorfahren", so Schmidt-Cotta. Sein Resümee:

"Das Wissen um das alte Geschlecht der römischen Cotta, (die von Paullini beschriebene Italian Connection), die latinisierten germanischen Namen in Thüringen und Sachsen, gleichlautende sorbische Namensentwicklungen und die zur Bekanntheit gelangten Eisenacher Cotta boten die Grundlagen, auf denen der große Verleger später seinen vermeintlich altehrwürdigen Adel erneuern lassen konnte. Kein Wunder, dass die Geschichte der Cotta im Laufe der Jahrhunderte sehr schillernde Kapitel lieferte.


Die Cotta - wie uns Paullini mit Zarathustra als weisem Kronzeugen nahe legen will, als das Wunder der Menschheit und das Maß aller Dinge?

Wenn man Paullini nicht spätestens hier in die Parade fährt, würde er die Cotta noch als gottähnlich darstellen. Und soweit wollen wir nun doch nicht gehen. Bleiben wir auf dem Boden. Was brauchen wir die Berufung auf vornehme Adelstitel und bunte Wappen? Ist Cotta, nach seinem Vorkommen in vielen Sprachen und Ländern dieser Welt, denn nicht buchstäblich ein Allerweltsname?

Vom noblen Glanz, wischt man den Staub der Jahrhunderte weg, bleibt tatsächlich nicht viel übrig; aber Sie in Eisenach können mit Stolz und Gewissheit auf Ihre und unsere Ursula Cotta zurückblicken. Insofern hat Paullini Recht."


Und damit hat uns der Referent wahrlich aus dem Herzen gesprochen.


von Helga Stange und Sabine Wagner

Die Eisenacher Cottas als Nachfahren eines alt-römischen Adelsgeschlechts?ristian Franz Paullini - Arzt,

Vortrag von Ralf-Roland Schmidt-Cotta




Mo 05.09.2011 18:30

Die Eisenacher Cottas als Nachfahren eines alt-römischen Adelsgeschlechts?

Vortrag von Ralf-Roland Schmidt-Cotta